Am vergangenen Wochenende haben die Jusos im Landkreis Nienburg gemeinsam mit weiteren interessierten jungen Menschen an einem Tagesseminar des Vereins Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau mit Martin Guse als Leiter teilgenommen.

Im Landkreis Nienburg wurde ab 1938 im Auftrag des nationalsozialistischen Regimes eine riesige Anlage errichtet, in der während des Krieges insgesamt etwa 20.000 Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter Pulver, also hochbrennbare Treibstoffe für Kriegsmunition, herstellten. Viele von ihnen waren Kriegsgefangene und verschleppte Zivilisten aus den besetzten Gebieten in Osteuropa. Mindestens 2.000 Menschen starben an harter Arbeit und schlechten Bedingungen oder wurden ermordet. In Gedenken an sie haben die Jusos auf der heutigen Kriegsgräberstätte Hesterberg, dem früheren Massengrab des Werkes, Blumen niedergelegt.

Das Gelände umfasst über 400 Gebäude, 84 Kilometer Betonstraßen, 42 Kilometer Eisenbahnschienen, unterirdische Bunker, Tunnel und Kraftwerke. „Noch beeindruckender als diese erdrückenden Zahlen ist aber die seit 20 Jahren andauernde intensive Aufarbeitung durch den Verein, für die wir uns ausdrücklich bei Martin Guse und den vielen ehrenamtlichen Mitstreiter*innen bedanken möchten“, führt der Co-Vorsitzende der Jusos im Landkreis Nienburg, Niklas Brenten, aus.

Gedenken der Jusos
Die Jusos Nienburg gedenken den getöteten Zwangsarbeiterinnen der Pulverfabrik Liebenau gemeinsam mit der Jugend AG der Dokumentationsstelle.

„Mit ihrer Arbeit verknüpfen sie die anonymen Zahlen von Zwangsarbeitsopfern und Todesfällen mit den Gesichtern und Schicksalen der Menschen, die sich hinter diesen Zahlen verbergen. Sie halten somit die Erinnerung an die Opfer und an das schreckliche Geschehen in unserer Nachbarschaft aufrecht“, fasst Daniel Eckhardt, der dem SPD-Unterbezirksvorstand für die Samtgemeinde Liebenau angehört, zusammen.

Durch die jahrelange ehrenamtliche Aufarbeitung von Akten aus Archiven der Kommunen, des Landkreises, ausländischer Behörden und örtlicher Unternehmen haben sie bereits viele Namen der Toten finden können. So schafft die Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau Hinterbliebenen Gewissheit über den Verbleib ihrer Familienmitglieder oder Bekannten und organisiert Möglichkeiten des Besuchs zur Trauer, aber auch zur Aufarbeitung des Geschehenen.

Die Jusos im Landkreis Nienburg ergänzten abschließend gemeinsam: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau die verbliebenen Hürden bis zur Eröffnung einer eigenen Dauerausstellung mit Veranstaltungsräumen in der auslaufenden Liebenauer Hauptschule endlich überwinden kann, damit die wichtige Arbeit des Vereins noch mehr Menschen zugänglich gemacht werden kann“.