„IHK – Lobby oder Dienstleister?“ diese Frage stand jetzt auf der Tagesordnung der SPD-Kreistagsfraktion. Gast der Sitzung war nämlich Leonard Bebing, Leiter der Geschäftstelle Nienburg der Industrie- und Handelskammer Hannover.

Bebing erläuterte den Kommunalpolitikern Struktur und Aufgaben der Kammer, die als unabhängige Körperschaft des öffentlichen Rechts im Landkreis Nienburg ca. 6000 Betriebe vertritt. Abteilungsschwerpunkte der IHK sind: Handel und Dienstleistungen, internationale Geschäftsbedingungen, die Zuständigkeit für Fragen der Berufsausbildung insbesondere für das Prüfungswesen, die Vernetzung von Betrieben durch eine Technologiebörse, Stellungnahmen zu Stadtplanungen, Einzelhandelskonzepten und Regionalplanungen und die Beratung in Sachen webbasierter Kommunikation. Außerdem geht es in der Abteilung Recht um Informationen zu gesetzlichen Änderungen, betriebsspezifische rechtliche Fragen, den Schutz gegen unlauteren Wettbewerb und sie betreut die IHK-Sachverständigen. Ein breites Spektrum an Aktivitäten hält also die IHK vor, um ihrem gesetzlichen Auftrag zu erfüllen: „das Gesamtinteresse der Gewerbetreibenden ihren Bezirks zu wahrzunehmen und fördernd für die gewerbliche Wirtschaft zu wirken“ zu erfüllen. „Die Vielfältigkeit der Aufgaben einer IHK und die regionale Bedeutung für den heimischen Ausbildungsmarkt hat uns schon überrascht,“ fasst Ernst Brunschön als Fraktionsvorsitzender die Meinung seiner Kolleginnen und Kollegen zusammen. „60 % aller Auszubildenden beginnen in IHK-Betrieben eine Berufsausbildung.“ Daher prägten Fragen zur Ausbildung die anschließende Diskussion. Hinsichtlich der Wirtschaftskrise, erklärte Bebing, dass bisher noch keine belastbaren Zahlen dazu vorliegen, welche Konsequenzen auf dem Ausbildungsmarkt folgen könnten. Eine Zurückhaltung der Betriebe bei Ausbildungsplatzangeboten schließt er jedoch nicht aus. Die in den letzen Jahren spürbare Verdichtung von Arbeit in den Betrieben habe bisher, so der IHK-Experte, keine Auswirkungen auf die Zahl der Ausbilder gehabt. Was lässt sich über die Qualität der Auszubildenden sagen, wollten die Kreispolitiker wissen. Bei den intellektuellen Fähigkeiten gäbe es grundsätzliche keine Defizite, doch Motivation, Ausdauer und Pünktlichkeit wären in den Betrieben immer wieder Thema. Bebing bedauerte in diesem Zusammenhang, dass Eltern heutzutage die Ausbildung ihrer Kinder wenig oder gar nicht begleiten würden.