Informationsveranstaltung der SPD Kreistagsfraktion mit Professor Dr. Kossow


Seitdem die Einrichtung eines Seniorenbüros in der Kreisverwaltung Nienburg zur Diskussion steht, beschäftigt sich die SPD Kreistagsfraktion intensiv mit der Frage, wie Altenhilfestrukturen im Landkreis Nienburg langfristig aussehen können, ohne das Sozialsystem zu überfordern.

Als Referenten hatte der Fraktionsvorsitzende Ernst Brunschön durch Vermittlung von Dr. Karl Aeffner den langjährigen Vorsitzenden der Ärztekammer Verden und Leiter eines Institutes für Pflegeforschung an der Uni Bremen, Herrn Professor Dr. Kossow gewinnen können. Selten ist den Lokalpolitikern die Entwicklung unserer Gesellschaft zu immer höherem Durchschnittsalter mit verheerenden Folgen für die öffentlichen Kassen so drastisch vor Augen geführt worden, wobei es der Referent aber gleichzeitig verstand, phantasievolle Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Wenn eine ständig abnehmende Anzahl von Angehörigen der arbeitenden Generation eine gleichmäßig ansteigende Anzahl von Senioren mit versorgen muss, dann kommen wir nicht darum herum, die Sozialsysteme permanent zu reformieren, um ihre Finanzierbarkeit den finanziellen Möglichkeiten der öffentlichen Kassen anzupassen. Das bedeutet, dass in baldiger Zukunft nicht mehr genug Mittel vorhanden sind, um alle erforderlichen Betreuungsmaßnahmen für ältere Menschen professionell erledigen zu lassen. Wir werden also Wohn- und Lebensgemeinschaften entwickeln müssen, in denen die noch tatkräftige Großelterngeneration einen Teil der Urgroßeltern- bzw. Enkelgeneration mit betreuen muss, um ein Funktionieren der Arbeitswelt langfristig sicherstellen zu können. Dazu gehört auch eine Veränderung von Arbeitsstrukturen, so dass die älteren Menschen, die weiter arbeiten wollen, auch die Möglichkeit dazu erhalten. Ansätze, um heute schon Veränderungen in Gang zu bringen, sah Prof. Kossow in der kommunalen Daseinsvorsorge: Mehr Sicherheit für alte Menschen durch Spezialstreifen, Ruf- und Suchsysteme, mehr Beweglichkeit durch Einkaufs- und Pflegedienste, mehr Geselligkeit durch Seniorentreffen nicht nur in der Adventszeit und mehr Unterstützung für diejenigen, die heute schon als aufopfernde Helfer auch in der eigenen Familie tätig sind. Nur wenn das Netz aus Familie, Nachbarschaft, gemeinnützigen Vereinen, Kirche, Verwaltung und Wohlfahrt funktioniert, haben wir eine Möglichkeit, den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Neben den politischen Entscheidungsträgern der SPD dürfte auch der Erste Kreisrat Thomas Klein, der als Gast anwesend war, aus dem Vortrag und der anschließenden Diskussion wertvolle Anregungen gewonnen haben. Die nicht so ganz ernst gemeinte Aussage des Referenten zur Einrichtung eines Seniorenbüros, dass aus seiner Sicht die Arbeitsprinzipien aus Verwaltung und sozialer Fürsorge eigentlich nicht zusammen passen, war deshalb auch mehr als Anregung zu verstehen, das Konzept der sozialen Sicherung älterer Menschen im Landkreis Nienburg weiter zu entwickeln. Abschließend Ernst Brunschön, Fraktionsvorsitzender: Die SPD-Kreistagsfraktion will die Altenhilfestrukturen im Landkreis zielgerichtet verbessern. Dazu wird sie weitere Informationen einholen, um ergänzende Initiativen zu starten.